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Erfahrungsberichte über Verhütung

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Mirjam: Meine eigenen Erfahrungen mit Aufklärung und Verhütung

Bei mir zuhause fielen die Themen Sexualität und Verhütung völlig unter den Tisch. Manchmal glaube ich, dass meine Eltern bis heute negieren, dass ich ein sexuelles Wesen bin, obwohl ich bereits zwei Kinder habe. Das ist gar nicht böse oder anklagend gemeint, denn diese Herangehensweise ist ganz typisch für ihre Generation. Sexualität und Scham sind eng miteinander verknüpft. Ich erinnere mich an eine Situation in meiner Kindheit, als ich bei Doktorspielen mit einer Freundin ertappt wurde und die Erwachsenen beschämt weggesehen haben. Wie furchtbar ich mich gefühlt habe! Als hätte ich ein Verbrechen begangen, weil ich den zarten Schwingungen meines lustvollen Bauchgefühls gefolgt war. Ich dachte damals, ich hätte etwas abartig Schlimmes getan und habe daraufhin bis zur Pubertät jegliche Lust in mir weggesperrt. Zum Glück entdeckte ich mit 12 Jahren die Bravo, die Büchse der Pandora öffnete sich wieder und Doktor Sommer klärte mich auf. Anders als die Mutter meiner besten Freundin hat meine Mama die Sexseiten nämlich nicht herausgerissen, was mich auf dem Schulhof unter den Lesefüchsinnen aufklärerischer Literatur sehr beliebt machte. Unter dem Vorwand, ich müsse alle XXL-Sammel-Poster von der Kelly Family und N-Sync haben (na gut, die wollte ich auch …), habe ich eifrig die Leser*innenfragen und Nacktbilder studiert. Ich entdeckte eine große Bandbreite von normalen Körpern, was mich faszinierte. Im Gegensatz dazu trieb mir der mickrige Sexualkundeunterricht in der Schule eher die Schamesröte ins Gesicht, als dass er mir mehr Wissen schenkte. Aufklärung Teil zwei erfolgte nachts heimlich über Pornos, die im Free-TV liefen. Ich wollte ja wissen, wie Sex aussieht. Und Aufklärung Teil drei folgte im Selbstversuch: das erste Mal. Dazu brauchte ich einen Freund, um endlich auszuprobieren, was ich gesehen hatte. Bereits mit 13 Jahren fühlte ich mich bereit für Sex. Als ich mit 14 Jahren immer noch keinen adäquaten Partner gefunden hatte, fürchtete ich, eine Spätzünderin zu sein, ungeküsst und nicht gewollt. Aber dann traf ich meinen Traumprinzen in der Tanzschule, und er hatte wie ich Lust, sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Wir haben damals mit Kondom verhütet. Vom Feuchtwerden und dem Risiko, dass bei zu trockener Vagina das Kondom reißen könnte, hatte ich keine Ahnung. Bis irgendwann meine Periode ausblieb und ich fürchtete, schwanger zu sein. Teeniemama-Alarm! Ungefähr 5 negative Schwangerschaftstests später setzte die erlösende Blutung ein. Mir war klar: Ab sofort brauche ich eine sicherere Verhütung. Der erste Besuch bei einer Gynäkologin verlief kurz und schmerzlos, abgesehen von der etwas unangenehmen Untersuchung, die mein verschämtes jugendliches Ich der Umstände wegen als sinnvoll deklarierte und mehr schlecht als recht über sich ergehen ließ. Die Ärztin spulte ihren Standardvortrag über verantwortungsvolle Sexualität herunter und kam zum vermutlich tausendsten Mal zu dem Ergebnis: „Kondome sind wichtig bei neuen Sexualkontakten wegen sexuell übertragbarer Erkrankungen, aber sicher verhüten geht nur mit der Pille.“ Außerdem biete mir die Pille, genauer gesagt die Mikropille, eine 3-in-1-Lösung, was mich irgendwie an Shampoo-Werbung erinnerte: keine Pickel, keine Bauchkrämpfe und keine Babys. Das sei doch super. Zugegebenermaßen erinnere ich mich nicht mehr genau an den Wortlaut. Vielleicht war die Ärztin auch zugewandter und hat versucht, mir mehr Fragen zu stellen. Aber die hätte ich vermutlich mit hochrotem Kopf abgewehrt. An eines jedoch erinnere ich mich ganz deutlich: Neben der Pille gab es kein Alternativangebot für mich – und das für die nächsten 10 Jahre. Nachdem ich mich mit Mitte 20 nach insgesamt 7 Jahren von meinem zweiten Partner, meiner großen Jugendliebe, getrennt hatte, stellte ich mir an einem lauen Sommerabend während eines lockeren Plauschs mit Freund*innen die Frage: „Warum nehme ich eigentlich noch die Pille?” Ich wollte reisen. Na klar, ich wollte auch neue Leute kennenlernen und wissen, wie sich Sex mit anderen anfühlt. Aber erst mal wollte ich wissen, wer ich eigentlich war, ohne feste Partnerschaft. Warum also jeden Tag Hormone schlucken, wenn ich in absehbarer Zeit vermutlich nur sporadisch Sex haben würde? Also setzte ich die Pille ab und erfuhr zum ersten Mal seit der Pubertät, was es bedeutet, einen natürlichen Hormonzyklus zu haben. In dieser Phase fand ich einen neuen Zugang zu meinem Körper und meiner Sexualität, spürte viel mehr Lust, empfand mich als schwingungsfähiger und hatte schlagartig deutlich weniger Probleme mit vaginaler Trockenheit und Pilzinfektionen. Was wirklich mit der Pille zu tun hatte und was mit den übrigen Veränderungen, sei mal dahingestellt. Jedenfalls dauerte es nach dem Absetzen der Pille ca. 3 Monate, bis meine Menstruation zurückkehrte, und nochmal 3 Monate, bis sie sich regelmäßig blicken ließ. Derweil erlebte ich eine kleine Renaissance meiner Pubertät, mit Pickeln, PMS und Menstruationsbeschwerden. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits einen Kinderwunsch gehabt, wäre ich massiv unter Druck geraten – ein häufiges Phänomen bei Menschen, die Anfang bis Mitte 30 zum ersten Mal ihre hormonelle Verhütung absetzen, weil sie schwanger werden möchten. So jedoch konnte ich entspannt abwarten. Nach einigen Monaten war ich voll in meinem natürlichen Flow und verhütete mit Kondom. Bei One Night Stands oder flüchtigen Bekanntschaften ist das meiner Meinung nach sowieso ein absolutes Muss. Doch irgendwann wurde mir das zu heikel, denn laut meinen Freund*innen war das viel zu unsicher. Heute weiß ich es besser bzw. weiß ich sehr bewusst mit einem Kondom umzugehen und die Verhütungssicherheit mittels Zyklusbeobachtungen zu erhöhen. Nach 2 Jahren ohne Hormone trat ich meine erste Stelle als Assistenzärztin an und 4 Wochen später kam ich mit meinem jetzigen Partner zusammen. Da wollte ich auf Nummer sicher gehen. Meine Lieblingshebamme empfahl mir die Minipille, die sie und ihre stillenden Mütter auch nahmen. Sie enthält im Vergleich zur Mikropille kein Östrogen, ergo erhöht sie das Thromboserisiko nicht. Das war ein gutes Argument für mich als junge Medizinerin. Einziger Haken war damals, dass ich die Pille stets ungefähr zur gleichen Zeit einnehmen sollte, was mir bei den unregelmäßigen und ausufernden Arbeitszeiten im Krankenhaus schwer fiel. Die Lebensweise einer ambitionierten jungen Ärztin verlangte mir einiges ab: wenig Schlaf, viel Stress, kaum Sport und schlechtes Kantinenessen. Zum Ausgleich ging ich am Wochenende viel feiern, trank Alkohol und rauchte. Nach einem Jahr fühlte ich mich absolut nicht mehr wohl in meiner Haut, hatte Stimmungsschwankungen und meine Libido war im Keller. Und da mein Job ja nicht das Problem sein konnte - haha - und mir die regelmäßige Einnahme der Pille nach einem Jahr noch immer Probleme bereitete, stellte sich erneut Pillenmüdigkeit ein. Zu diesem Zeitpunkt beschlossen mein Freund und ich, eine Weltreise zu machen, und ich nutzte die Gelegenheit, um wieder hormonfrei zu leben. Dieses Mal kam die Periode sofort und ohne besondere Beschwerden zurück. Die nächsten 9 Monate verbrachten wir eine tolle Zeit und ich kam meiner inneren Balance und meinem Zyklus so nah wie nie zuvor. Das habe ich sehr genossen. Lag es daran, dass ich keine Verpflichtungen hatte oder daran, dass ich auf Hormone verzichtet habe? Mir ging es gut und nur das zählte. Zurück im Job wollte ich als vernünftige Ärztin aber wieder „sicherer” verhüten. Die Pille kam nicht mehr in Frage, weshalb ich kurzzeitig über die Spirale nachdachte. Meine Gynäkologin wehrte dies jedoch ab. Dafür sei ich zu jung und außerdem hätte ich noch keine Kinder geboren. Heute weiß ich: Das war völliger Quatsch. Auch Menschen ohne Kinder können sich die Spirale einsetzen lassen. Sie schlug mir das Verhütungspflaster vor und ich war einverstanden. Es enthalte zwar Östrogen, aber niedriger dosiert, und ich hätte ja sowieso kein erhöhtes Thromboserisiko. Anfangs kam ich ganz gut damit klar, doch dann ging ich häufiger in die Sauna, ins Schwimmbad und zur Massage, und prompt hat es sich zweimal gelöst. Außerdem hatte ich ständig nervige Klebstoffreste vom Pflaster auf meinem Po, wo es vorwiegend klebte. Auf mein Klagen hin wurde mir der Verhütungsring empfohlen. Den fand ich viel angenehmer zu tragen als das Pflaster. Allerdings häuften sich nun wieder vaginale Pilzinfektionen. Ungefähr um diese Zeit nahm ich online an einem Gynäkologie-Kongress teil, bei dem die Arbeitsgruppe für Natürliche Familienplanung der Malteser im allerletzten Slot einen Vortrag zur natürlichen Familienplanung, genauer gesagt: der symptothermalen Methode nach Sensiplan® hielt. Ich weiß auch noch, dass einige meiner Kolleg*innen den Vortrag mit einem Lächeln abtaten und sich lieber in ihr wohlverdientes Wochenende verabschiedeten. Ich jedoch blieb am Bildschirm kleben und kam ab Minute 1 aus dem Staunen nicht mehr heraus: Körperbeobachtung, Zyklus-Tracking, mithilfe der morgendlichen Körpertemperatur in Ruhe und anhand des Schleims am Gebärmutterhals die Fruchtbarkeit bestimmen. Ein Pearl-Index, der bei korrekter Durchführung in einem ähnlichen Sicherheitsbereich wie der der Pille liegt. Und dazu große Anwender*innen-Studien, die alles bestätigen. Warum zur Hölle hatte mir das nie jemand gesagt? Warum hatte ich das nicht im Studium oder während der Weiterbildung zur Gynäkologin gelernt? Millionen von Menstruierenden nehmen täglich Hormone ein und ich bin mir sicher, dass viele das eigentlich nicht wollen und/oder unter Nebenwirkungen leiden, aber schlichtweg keine hormonfreien Alternativen kennen. Wie kann das sein? Schlussendlich glaube ich, dass zu einem erfolgreichen Business ein geniales Marketing gehört, und das fehlt der symptothermalen Methode. Als ich damit anfing, war ich zugegebenermaßen skeptisch. Würde sie sich mit meinem Alltag vereinbaren lassen? Doch nach einiger Zeit bekam ich Routine. Ich erlernte die Methode nach Sensiplan® mit dem Lehrbuch Natürlich und sicher der Arbeitsgruppe für NFP und füllte fleißig meine Zyklusblätter aus. Auch bei meinen PMS-Beschwerden unterstützte sie mich dabei, achtsam mit meinem Zyklus zu sein. Mit Anfang 30 dachte ich dann, mich nun so gut auszukennen, dass ich keine Zyklusblätter mehr bräuchte. Mein Zyklus tickte mittlerweile wie ein Uhrwerk. Außerdem wollte ich sowieso bald Kinder haben und dachte, bis mein Partner und ich uns endgültig dafür entscheiden, reiche eine sporadische Zyklusbeobachtung mit einer App zum Verhüten aus. Dadurch verlor die Methodik logischerweise ihre Sicherheit, und dann riss auch noch ein Kondom, das eine gefühlte Ewigkeit im Handschuhfach unseres Camper Van gebrutzelt hatte und – oh Wunder –wir zeugten unser erstes Kind. Nach der Geburt haben mein Partner und ich 3,5 Jahre konsequent und bewusst mit dem Kondom verhütet, bis wir wieder zur NFP zurückkehrten, um - dieses Mal gezielt - Baby Nummer 2 zu zeugen. Es dauerte 5 Zyklen, und seit Februar 2024 ist unsere kleine Familie zu viert unterwegs. Mein nächster Schritt wird sein, die symptothermale Methode nochmals von der Pike auf in einem Kurs zu studieren, um nach der Schwangerschaft mein Wissen als Verhütende und Therapeutin aufzufrischen. Doch für mich bieten Zyklusbeobachtungen noch so viel mehr: Sie helfen mir, zyklusbewusst zu leben, und bringen mich meiner inneren Natur und Zufriedenheit bislang am nächsten. Das Diaphragma als Barrieremethode steht übrigens auch noch auf meiner Liste. Sollte ich aufgrund meiner Adenomyose – der Endometriose ähnliche Zellen, die in der Gebärmutterwand wachsen - , die sich zwischen meinen Schwangerschaften hin und wieder mit schmerzhaften Menstruationskrämpfen bemerkbar machte, aber nochmal auf Hormone angewiesen sein, wird auch dies eine abzuwägende Option sein. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich absolut keine Gegnerin hormoneller Verhütung bin und jede Erfahrung mit der Pille oder generell Hormonen individuell ist. Bei manchen Erkrankungen und in manchen Lebensphasen ist es sogar sehr sinnvoll, Hormone einzunehmen. Und lange nicht jede*r muss mit Nebenwirkungen rechnen. Es gab eine Zeit, da war ich eine zufriedene und dankbare Nutzerin. Allerdings plagten mich Beschwerden wie vaginale Trockenheit, wiederkehrende Vaginalpilze, verminderte Libido, Wassereinlagerungen und Stimmungsschwankungen, ohne dass mir klar gewesen wäre, dass die Hormone ihren Anteil daran haben könnten (nicht müssen!). Nicht über alternative Methoden aufgeklärt worden zu sein, das kritisiere ich. Meine Geschichte ist nur eine von vielen. Ich bin letztlich bei der hormonfreien Verhütung gelandet und folge der Prämisse: so wenig Medikamente und medizinische Interventionen wie möglich, aber so viele wie nötig. Für dich kann die Lösung eine andere sein. Finde heraus, was dir wichtig ist und guttut, nicht den anderen. Und trau dich ruhig, auch mal wohlüberlegt den Kurs zu wechseln. Denn du allein trägst die Verantwortung für deine Verhütung und deine Gesundheit.

Anna, 25 Jahre :Erfahrungen mit der Mikropille 

Mit 17 Jahren begann ich die Pille einzunehmen, um meine Menstruationsbeschwerden zu lindern und eine zuverlässige Verhütungsmethode zu haben. Anfangs lief alles gut, meine Perioden wurden weniger schmerzhaft. Mit der Zeit bemerkte ich dezente Veränderungen in meiner Stimmung, so eine gewisse emotionale Labilität. Ich fand mich immer öfter in einem emotionalen Chaos wieder, das ich vor der Pilleneinnahme nicht kannte. Mein Selbstwertgefühl litt, und ich fühlte mich häufiger traurig oder gereizt. Es war schwer für mich, diese Gefühle zu kontrollieren. Darunter litten auch meine Partnerschaften. Bei einem Streit mit meinem Freund habe ich sogar einmal aus Wut einen Döner nach ihm geworfen. Außerdem kann ich mich nicht erinnern, besonders lustvoll gewesen zu sein, seit ich die Pille einnahm. Klar war ich neugierig auf Sex, aber von mir ging die Initiative selten aus. Sollte das nicht auch mal anders sein? Hinzu kamen häufig Kopfschmerzen, unreine Haut und ich habe während der Einnahme der Pille insgesamt 6 kg an Gewicht zugenommen, obwohl ich glaubte, in den Jahren der Pilleneinnahme meinen Lebensstil nicht wesentlich verändert zu haben. Ganz genau kann ich natürlich nicht sagen, welche Nebenwirkungen wirklich auf die Pille zurückzuführen waren. Dennoch entschloss ich mich nach reiflicher Überlegung und 8 Jahren ununterbrochener Hormonklatsche schließlich die Pille abzusetzen. Damals war ich 25 Jahre alt und seit 3 Jahren in einer festen Beziehung. Es war keine leichte Entscheidung, da mein Partner und ich die Verhütungssicherheit der Pille sehr schätzten und auch noch keine Kinder wollten. Aber mein Bauchgefühl hat sich mit den Jahren immer mehr gefestigt und mir meine Unzufriedenheit in meinem Körper immer klarer vor Augen geführt, so dass ich zu dem Entschluss kam, dass die Pille nicht mehr das Richtige für mich ist. Nach dem Absetzen habe ich tatsächlich ziemlich schnell 2 kg an Gewicht verloren und mein Hautbild hat sich reguliert. Am Libido-Thema arbeite ich gemeinsam mit meinem Partner und wir empfinden es beide so, dass meine Stimmung allgemein freudiger und schwingungsfähiger geworden ist, seit ich die Pille nicht mehr einnehme. Mein Zyklus kam - zum Glück - sofort wieder recht regelmäßig zurück und ist auch relativ beschwerdefrei. Zuerst sind wir zur Verhütung auf das Kondom umgestiegen. Vorab habe ich mich von meiner Gynäkologin beraten lassen und ehrlicherweise auch ziemlich viel im Internet, auf Instagram und in Foren recherchiert. Einiges hat mir echt weitergeholfen. Da waren auch Sachen dabei, von denen meine Gynäkologin keine Ahnung hatte, die mir aber Lifestyle-mäßig zum Kennenlernen meines Zyklus viel gebracht haben. Anderes hat mich sehr verunsichert, vor allem Einzelmeinungen und Pillen-Bashing auf Instagram. Wer soll da noch durchblicken, was wahr ist, was Zufall, was Pharmaverschwörung und was Verkaufsstrategie für Nahrungsergänzungsmittel? Um die Verhütungssicherheit noch zu erhöhen, mache ich gerade mit meinem Freund zusammen einen NFP-Kurs. Da gibt es für uns beide viel zu lernen und uns macht es Freude, die Verantwortung für die Verhütung ab sofort zu teilen. Ich möchte betonen, dass meine Erfahrungen mit der Pille nicht notwendigerweise die Erfahrungen anderer Frauen widerspiegeln. Mich nerven sogar diese Wut-Erfahrungsberichte in Foren, die gefährliche Halbwahrheiten verteilen und Menschen wie dich und mich verunsichern. Dennoch ist es nun mal Fakt, dass hormonelle Verhütung Nebenwirkungen haben kann, und wer meint, davon betroffen zu sein, sollte das meiner Meinung nach nicht ignorieren oder kleinreden. Jeder Körper reagiert anders und es gibt viele verschiedene Arten - hormonell und nicht hormonell, sicher zu verhüten. Das habe ich lange nicht gewusst und ich habe mich auch leider nicht getraut, über den Tellerrand zu schauen. Hierzu möchte ich gerne Mut machen. Ich habe auf jeden Fall keinen Bock mehr auf Hormone, wenn es auch anders geht. Und das tut es, für mich.

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Steffi, 36 Jahre :Erfahrungen mit der Mikropille 

Mit 18 Jahren habe ich begonnen, die Pille einzunehmen. Ehrlicherweise mehr motiviert von dem Wunsch, eine reinere Haut zu bekommen, als von der Notwendigkeit, regelmäßig verhüten zu müssen. Wenn ich ohne festen Partner sexuell aktiv war, habe ich sowieso Kondome benutzt. Ich habe die Mikropille auf Anhieb gut vertragen. Meine Haut hat sich verbessert und meine Regel wurde schwächer, was ich beides gut fand. An Nebenwirkungen erinnere ich mich nicht. Irgendwann habe ich zufällig erfahren, dass man die Pille auch im Langzyklus einnehmen kann und habe das dann gemacht, weil ich es total gut fand, keine Tage zu haben. Mit 28 Jahren war ich in einer Langzeitbeziehung und einfach mal neugierig, wie sich mein Körper ohne Hormone anfühlt und ob mein Zyklus auch ohne Hormone „normal” funktioniert. Zudem sind mir die Negativkritiken an der Pille in den Medien nicht entgangen. Bei meiner Freundin Marion habe ich mitbekommen, dass sie mit der Mikropille gar nicht gut zurechtkam. Sie meinte, die Pille habe sie in ein regelrechtes Loch geworfen und sie erkannte sich unter der Einnahme kaum wieder. Sie zweifelte an ihrem Selbstwert und war ständig gereizt. Das hat mir dann schon zu denken gegeben, auch wenn ich diese Erfahrung nicht teilen konnte. Außerdem fand ich es unfair, dass durch die Pille Verhütung zur reinen Frauensache gemacht wird. In Summe bewog mich das dazu, die Pille abzusetzen. Die Akne kam nicht zurück und ich hatte keine Zyklusbeschwerden. Auch bemerkte ich keine Veränderungen in meiner Libido. Glaube ich zumindest. Nach dem Absetzen der Pille habe ich mir anfangs symptothermale Methoden angeschaut, um meinen Zyklus besser kennenzulernen, und bin dann nach der Geburt meines ersten Kindes doch wieder beim Kondom gelandet, mit dem ich bis heute verhüte und zufrieden bin.

Miriam, 32 Jahre :Erfahrungen mit dem Verhütungsring

Ich hatte irgendwann einfach keine Lust mehr, täglich die Pille einzunehmen. Aber hormonfrei zu verhüten, das habe ich mich nicht getraut. Da machte mir meine Frauenärztin den Vorschlag, den Ring auszuprobieren. Man setzt ihn ganz einfach ins hintere Vaginaldrittel ein und nach 3 Wochen macht man eine einwöchige Pause. Ich fand die Idee super, statt des täglichen Pillenweckers um 20 Uhr nur noch an den monatlichen Ringwechsel zu denken. Die Anwendung war wirklich simpel. Ich habe den Ring auch nie verloren, noch nicht mal beim Sex, was ich anfangs befürchtete. Allerdings hatte ich auf einmal viel häufiger vaginale Hefepilzinfektionen als früher und ich war echt leicht reizbar zu dieser Zeit. Überraschenderweise fand ich es auch nicht so einfach, an den Wechsel zu denken, wie gedacht. Ob das alles an meinem stressigen Job lag oder an den Hormonen aus dem Ring, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Auf jeden Fall habe ich mich unter diesen Umständen mit dem Ring dann doch nicht so wohl gefühlt wie erwartet und bin daher nach 6 Monaten zurück zur Mikropille gewechselt. Ich finde den Gedanken des Rings immer noch charmant und meine Freundin Nadine kommt damit schon seit Jahren super klar. Sie hat keine Nebenwirkungen. Aber für mich war dann doch die Pille passender.

Tabea, 37 Jahre: Erfahrungen mit der „Stillpille“

Als mein kleiner Sohn Jonas auf die Welt kam und mich meine Gynäkologin beim ersten Besuch nach der Geburt darauf ansprach, wie ich denn in Zukunft verhüten möchte, war ich überfragt. Früher hatte ich mit der Mikropille verhütet und sie dann abgesetzt, weil ich schwanger werden wollte. Das Schwanger werden hat bei mir ein Weilchen gedauert, weil mein Zyklus erst mal nicht zurückkam und unregelmäßig war. Leider hatte ich vor der Schwangerschaft mit Jonas auch zwei frühe Fehlgeburten. Das Thema Verhütung war also schon länger vom Tisch. Aber jetzt sofort wieder schwanger zu werden wollte ich auch nicht riskieren. Mit dem Stillen war meine alte Pille nicht vereinbar. Außerdem bin ich mehrgewichtig und in Kombination mit einem Alter über 35 Jahren riet mir meine Frauenärztin sowieso lieber zu einer östrogenfreien Verhütungsmethode. Da ich mit der Pilleneinnahme noch nie ein Problem hatte, bot sie mir eine sogenannte Stillpille mit dem Wirkstoff Desogestrel an. Sie enthalte nur Gestagen und trage damit nicht zur Erhöhung des Thromboserisikos bei und sei - wie der Name schon sagt - mit dem Stillen verträglich. Ich nehme sie, seit Jonas 3 Monate alt war und hatte bislang zu keinem Zeitpunkt Probleme damit. Ich habe gehört, dass es etwas häufiger zu Zwischenblutungen kommen kann, aber bisher bin ich davon verschont geblieben. Ich nehme sie jeden Tag, bevor ich ins Bett gehe, so gegen 21:30 Uhr, und lasse mich von meinem Handywecker daran erinnern. Besondere Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen habe ich nicht bzw. wohl nicht ausgeprägter, als bei der Mutter eines Kleinkinds so üblich ist.

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Isabelle, 32 Jahre: Erfahrungen mit der NFP (symptothermale Methode)

Ganz früher habe ich mit der Pille verhütet und die Hormone gar nicht vertragen. Deshalb bin ich zur Kupferspirale und zeitweise auch zur Kupferkette gewechselt. Prinzipiell ging das einige Jahre lang ganz gut. Nur manchmal bemerkte ich Unterbauchschmerzen und stärkere Blutungen. Dummerweise habe ich mir das IUP nicht nur einmal mit der Menstruationstasse gezogen – ja, das geht tatsächlich –, weshalb eine neue Lösung hermusste. So kam ich zur NFP, also der symptothermalen Methode. Anfangs war ich wegen meines unregelmäßigen Zyklus noch skeptisch. Aber alle Menschen, die die gleiche Sorge umtreibt, kann ich beruhigen: Es geht viel häufiger, als man glaubt, und ging auch bei mir problemlos trotz unregelmäßiger, eher langer Zyklen. Ziemlich schnell stellte ich fest, dass mein Eisprung relativ stabil um den 18. Zyklustag herum stattfindet. Meine präovulatorische Basaltemperatur beträgt zwischen 36,3 und 36,5 °C und steigt dann auf maximal 37,0 °C. Da funktioniere ich scheinbar wie ein Uhrwerk. Außer ich trinke Alkohol, dann gerät meine Temperatur ins Wanken, aber dann weiß ich auch, warum das so ist. Bei mir ist die morgendliche Basaltemperatur so stabil, dass die Uhrzeit des Aufstehens keinen Einfluss hat. Auch habe ich schnell gelernt, den Zervixschleim zu interpretieren, und das gibt mir als doppelte Kontrolle weitere Sicherheit. In den fruchtbaren Tagen verhüte ich zusätzlich mit Kondom und seit mittlerweile 5 Jahren fahre ich damit sehr gut. Nicht nur, aber auch durch die NFP habe ich meinen Körper richtig gut kennengelernt und mein Zyklus ist tatsächlich bereits im ersten Jahr regelmäßig geworden. Als routinierte Anwenderin finde ich die symptothermale Methode total entspannt und fühle mich sehr sicher. Ich konnte aus den Erkenntnissen der NFP großes Selbstvertrauen und Vertrauen in meinen Körper gewinnen. Das können viele Freundinnen von mir, die anders verhüten, nicht von sich sagen. Noch ein Wort zu meinen partnerschaftlichen Erfahrungen mit der NFP, weil diese stark variiert haben. In meiner ersten Partnerschaft hatte ich damit Probleme, weil mein Partner mit dem Kondom nicht zufrieden war. Wobei das ehrlich gesagt auch nicht unser einziges Problem in der Beziehung war. Hier habe ich mich mit dem Thema Verhütung eher alleingelassen gefühlt. Heute würde ich ihm für sein Verhalten direkt einen Korb geben. In der nächsten Beziehung war mein Partner das totale Gegenteil. Er wollte immer über alles Bescheid wissen, die App sehen, die Tage zählen, gemeinsam rechnen und so weiter. Es war zwar cool, echtes Interesse von einem Mann an meinem Zyklus zu erleben, aber für mich auch ein bisschen anstrengend, ihm alles erzählen zu müssen. In meiner jetzigen Beziehung vertraut mein Partner mir, und das ist für mich die optimale Lösung. Er ist zwar informiert und interessiert, prüft aber nicht alles nach. Da ich mittlerweile dazu übergegangen bin, nicht mehr jeden Tag meine Temperatur zu messen, gehen wir seit kurzem ein höheres Risiko ein, dass ich schwanger werde. Aber das ist für uns in Ordnung.

Anic, 30 Jahre: Erfahrungen mit dem Diaphragma

Ich habe mich für das Diaphragma entschieden, weil ich hormonelle Verhütungsmethoden einfach nicht vertragen habe. Weder die Pille – ich habe sechs verschiedene ausprobiert – noch der Ring wollten zu mir passen. Unter der Kupferspirale habe ich verstärkt geblutet und sie insgesamt fünf Mal ausgestoßen. Schließlich hatte ich die Nase voll und suchte nach einer Methode, die ich nur beim Sex nutzen musste. Auch kam mir mittlerweile der Gedanke blöd vor, täglich zu verhüten, wenn ich es eigentlich nur wenige Male im Monat brauchte. Von einer Hebamme wurde mir das Diaphragma empfohlen. Daraufhin gab ich „Diaphragma einsetzen” und meinen Wohnort bei Google ein und fand eine Gynäkologin, die damit arbeitete. Die Gynäkologin hat mir ein passendes Diaphragma ausgesucht und mir gezeigt, wie das Einsetzen und Kontrollieren der Lage geht. Dann war ich noch zweimal bei ihr, um zu schauen, wie das Diaphragma nach der Anwendung sitzt. Das hat auf Anhieb wunderbar funktioniert und ging mit der richtigen Technik auch ganz einfach. Anfangs habe ich zusätzlich noch meine Temperatur gemessen, um meinen Zyklus besser kennenzulernen und die fruchtbaren Tage zusätzlich abzugrenzen. Aber das mache ich heute nicht mehr. Die Kombination aus Diaphragma und spermienhemmendem Gel reicht mir völlig aus. Manchmal finde ich es nervig, beim Vorspiel Pause zu machen und erst mal das Diaphragma einzusetzen. Aber beim Sex selbst merke ich das Diaphragma überhaupt nicht. Nach dem Sex lasse ich es 8 Stunden in der Vagina, bevor ich es entferne. Als einzigen Nachteil im Sommer empfinde ich, dass man nach dem Sex nicht baden oder ins Meer gehen soll, weil das nicht gut für das spermienhemmende Gel wäre. Ganz selten drückt es nach 8 Stunden auch ein wenig. Auch mein Partner hat keine Probleme mit dem Diaphragma und spürt es, wenn überhaupt, nur sehr selten. Alle 2 Jahre soll man das Diaphragma wechseln, daher kommen vergleichbar mit anderen Verhütungsmethoden wohl eher geringere Kosten und auch Müll auf einen zu. Mit einigermaßen guten Anatomiekenntnissen und dem Willen zur konsequenten Anwendung habe ich also überwiegend gute Erfahrungen mit dem Diaphragma gemacht.

Kai, 40 Jahre: Erfahrungen mit der Sterilisation

Nach reiflicher Überlegung, ob wir noch ein drittes Kind haben wollen, haben meine Frau und ich uns im Alter von 38 und 35 Jahren dagegen entschieden. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon seit über 15 Jahren ein Paar und unsere Kinder waren 4 und 6 Jahre alt. Meine Frau hat die Pille zwar gut vertragen, aber für uns hat es sich irgendwie falsch angefühlt, dass sie nach abgeschlossener Familienplanung noch weitere 15 Jahre Hormone zu sich nehmen sollte, wenn im Gegenzug jetzt auch mal ich die Verantwortung übernehmen könnte und dafür „nur” ein kleiner Schnitt nötig war. So ganz ohne Vorbehalte war ich natürlich nicht. Ich hatte Angst vor Komplikationen. Was ist, wenn wichtige Nerven verletzt werden? Wie fühlt sich das an, wenn die Spermien nicht mehr rauskommen? Bleibt man dann für immer unbefriedigt? Das Narrativ „Das Zeug muss raus“ ist leider tief im Bewusstsein vieler Männer verankert, doch heute weiß ich, dass das ein Mythos ist. Ein Freund von mir, der bereits eine Sterilisation hatte durchführen lassen, empfahl mir das Medizinische Versorgungszentrum im Umkreis, wo er gute Erfahrungen gemacht hatte. Dort herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre. Im Vorgespräch wurden alle meine Fragen beantwortet und mir meine Ängste genommen. Die Operation fand 6 Wochen später statt und ist dort ein absoluter Routineeingriff. Natürlich war ich nervös, aber alle haben sich gut um mich gekümmert. Die Betäubungsspritze hat ein wenig geschmerzt, aber nach 15 Minuten war der ganze Spuk schon wieder vorbei. Die ersten 2 bis 3 Tage der Heilungsphase waren etwas schmerzhaft, so dass ich leichte Schmerzmittel eingenommen habe. Noch 1 bis 2 Wochen danach verspürte ich hin und wieder ein unangenehmes Ziehen am Hodensack, das dann jedoch verging. Wenn man ganz genau hinsieht – aber wer macht das schon? –, kann man eine kleine Narbe an der Einschnittstelle erkennen, und beim Abtasten der Hoden kann man Mini-Knubbel an der Stelle spüren, wo die Samenstränge durchtrennt wurden. Kurz nach der OP waren meine Nebenhoden anfangs etwas dicker, aber auch das gab sich mit der Zeit. Bereits 2 Wochen nach der OP hatten meine Partnerin und ich zum ersten Mal wieder Sex, natürlich erst mal mit Kondom, bis im Spermiogramm keine befruchtungsfähigen Spermien mehr nachweisbar waren. Das war bei mir nach 10 Wochen der Fall. Der ganze Eingriff hat ungefähr 500 Euro gekostet. Im Vergleich zu anderen Verhütungsmethoden finde ich Kosten, Nutzen und Risiken hierbei absolut vertretbar. Man sollte sich allerdings wirklich sicher sein, wenn man diesen Weg geht. Denn eine Refertilisation kostet 3000 Euro, ist eine deutlich längere und schwierigere OP und es gibt keine Garantie, dass sie gelingt. 2 Jahre später bin ich immer noch glücklich mit der Entscheidung. Ich habe keine Einbußen in meiner Sexualität und meine Partnerin und ich müssen keinen Gedanken mehr an Verhütung verschwenden. Im Nachhinein würde ich nur eine Sache anders machen: Ich würde mich im Vorfeld mehr und offener mit meinem Umfeld austauschen. Denn das hätte mir unnötige Ängste genommen. Ich habe nicht gewusst, dass viele Männer in meinem Bekanntenkreis sterilisiert sind oder zumindest darüber nachdenken. Sterilisation ist kein Tabuthema. Im Gegenteil, die meisten meiner Kumpel und sogar Arbeitskollegen zeigten große Gesprächsbereitschaft. Daher kann ich jedem Menschen nur empfehlen, sich anderen Leuten anzuvertrauen, von denen man denkt, dass sie in einer ähnlichen Lebenssituation sein könnten.

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Schwangerschaft  mit Spirale

Crazy Story: Ich habe es bisher erst einmal erlebt, dass eine Patientin trotz Spirale schwanger wurde und wir dann nach der vaginalen Geburt des gesunden Kindes die Spirale im Bauchraum gefunden haben, welche zum Glück unkompliziert per Bauchspiegelung entfernt werden konnte. Diese wirklich abgefahrene Geschichte soll dich nun aber nicht abschrecken, falls du an der Verhütung mit einem IUP interessiert bist. Sie zeigt vielmehr, dass wir uns bewusst machen dürfen, dass alle Verhütungsarten potenzielle Risiken mit sich bringen und manchmal auch sehr unwahrscheinliche Dinge passieren.

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